Der Irak und die Autonome Region Kurdistan im Irak sind ein Land der Vielfalt, in dem seit Jahrtausenden Dutzende von Volksgruppen und Religionen zusammenleben. In den letzten Jahrzehnten haben jedoch große Teile der Gesellschaft unter Krieg, Terror und anderen Formen schrecklicher Gewalt gelitten. Insbesondere Angehörige von Minderheiten waren immer wieder schweren Übergriffen ausgesetzt. Diese Gewalterfahrungen haben bei Einzelpersonen und Familien Narben hinterlassen. Die psychologischen Folgen reichen von posttraumatischen Störungen, Angstzuständen und Depressionen bis hin zu sekundären Traumata bei Kindern und häuslicher Gewalt.
Ein großes Problem ist der Mangel an gut ausgebildeten Psycholog:innen und Traumatherapeut:innen. Das öffentliche Gesundheitssystem ist nicht darauf ausgelegt, Zehntausende von Menschen mit Traumafolgestörungen zu behandeln.
Gleichzeitig haben die Gewalterfahrungen zu einer Fragmentierung der lokalen Gemeinschaften geführt, die sich vor allem in weit verbreiteten gegenseitigen Vorurteilen und Misstrauen äußert. Ein Problem ist das fehlende Wissen über „die Anderen“: Jugendliche wachsen mit Narrativen über die Gegenseite auf, die mangels Begegnungsräumen nicht hinterfragt werden.
Unsere Partnerorganisation
In Kurdistan-Irak kooperieren wir seit 2015 mit der Jiyan Foundation for Human Rights. Die Jiyan Foundation unterstützt Überlebende schwerer Menschenrechtsverletzungen mit kostenloser medizinischer, psychotherapeutischer, juristischer und sozialer Hilfe.
Dazu betreibt sie ein Netzwerk von Traumahilfezentren in Kurdistan, im Irak und in Syrien, in denen Traumatherapeut:innen und Sozialarbeiter:innen jedes Jahr hunderte Menschen behandeln.
Kontakt
Atran Youkhana
Projektkoordination Naher Osten
atran.youkhana@wings-of-hope.de
Tel: +49 89 50 80 88-52
Weiterbildung von Traumafachkräften
Wir stärken die irakische Gesundheitsversorgung.
In Kurdistan und Irak bilden wir seit 2012 Traumafachkräfte unserer Partnerorganisation und Mitarbeitende der lokalen Gesundheitssysteme aus. In insgesamt vier Ausbildungsrunden konnten wir mehr als 100 Psycholog:innen, Pädagog:innen und Ärzt:innen in Traumatherapie, Traumapädagogik und Traumaberatung zertifizieren.
Sie wenden das Erlernte in ihrer Arbeit mit schwer traumatisierten Menschen an und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung von Gewalterfahrungen und zur Stabilisierung von Familien und Gemeinschaften.
Aktuell unterstützen wir die Kolleg:innen unserer Partnerorganisation durch Vertiefungsseminare und Supervision.
Absolvent:innen unserer Weiterbildungen in Kurdistan-Irak nehmen jedes Jahr an einem internationalen Refresher- und Fortgeschrittenenseminar am Labenbachhof in Ruhpolding teil.
Das aktuelle Projekt wird durch eine Förderung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ermöglicht.
Jugendnetzwerk für Frieden und Dialog
Wir begleiten junge Menschen in ihrem Engagement für Versöhnung.
Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation unterstützen wir in Kurdistan-Irak ein Netzwerk von über 50 Jugendlichen, die sich für Frieden und Dialog einsetzen. Sie kommen aus fast allen ethnischen und religiösen Gruppen des Landes und überwinden jahrzehntelang aufgebaute Konfliktlinien.
Die jungen Frauen und Männer nehmen mehrmals pro Jahr an Workshops zu den Themen kulturelle Vielfalt, friedenspolitisches Engagement und Erinnerungskultur teil. Anschließend treffen sie sich in regionalen Gruppen, um in ihren Gemeinschaften kleine Projekte umzusetzen.
In den Jahren 2021 und 2023 kamen jeweils knapp 20 besonders engagierte Jugendliche zu einer Akademie für Frieden und Dialog zusammen. Acht Tage lang suchten sie in Workshops und Diskussionen nach Gemeinsamkeiten in der Vielfalt.
Mehr erfahren Sie in diesem YouTube-Video unserer Partnerorganisation.
« Ich bin ein Mensch, der viele schlimme Dinge ausblendet, um sich zu schützen. Heute habe ich hier geweint. Ich muss an den Satz einer Teilnehmerin denken, die sagte: ‚Die Quelle unserer Stärke liegt in unserer Verschiedenheit.‘ Dieser Satz fasst das Projekt perfekt zusammen. »
Mitglied des Jugendnetzwerkes