Seit 2012 bilden wir Mitarbeitende der Jiyan Foundation for Human Rights in Kurdistan-Irak als Traumatherapeut:innen und Traumapädagog:innen aus. Viele der Kolleg:innen sind inzwischen sehr erfahren und leisten eine wichtige Arbeit in den Traumahilfezentren unserer Partnerorganisation. Es ist wichtig, dass sie ihr Wissen auch in die Gesellschaft tragen, sei es in Seminaren für Lehrkräfte, an andere Gesundheitseinrichtungen oder einfach an interessierte Personen. In einer Gesellschaft wie in Kurdistan-Irak, wo fast alle Familien viel Gewalt und Trauma erlebt haben, ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen über Trauma und seine Folgen informiert sind. Nur dann können sie ihre Gesellschaft gestalten. Nur eine traumainformierte Gesellschaft kann Wege finden, mit Gewalt umzugehen und Betroffene besser zu unterstützen.

Aus diesem Grund haben wir in den vergangenen anderthalb Jahren 15 der besonders erfahrenen Kolleg:innen zu Trainer:innen ausgebildet. Die Teilnehmenden konnten in einem geschützten Rahmen erproben, wie sie die Inhalte und Techniken der Psychotraumatologie möglichst anwendungsbezogen an andere weitergeben können.

„Erst war ich Teilnehmer in der Traumaweiterbildung von Wings of Hope. Anschließend habe ich eine Gruppe als Supervisor begleitet und jetzt nehme ich an dieser Training-of-Trainers-Weiterbildung teil. Auf diesem Weg habe ich viel gelernt. Es ist gut, das jetzt an andere weiterzugeben“, so fasst ein Kollege aus der nordirakischen Stadt Chamchamal seine Erfahrungen zusammen.

Zum Abschluss dieser Weiterbildung trafen wir uns vom 1. bis 5. Juli noch einmal in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak. In kleinen Gruppen leiteten Lutz Besser und ich die Kolleg:innen an, jeweils vierstündige Seminare für unterschiedliche Zielgruppen vorzubereiten und durchzuführen. Dabei wurden den Teilnehmenden verschiedene Rollen zugewiesen: So gab es Personen, die ständig Fragen stellten und so den Ablauf störten, die immerzu aufs Handy schauten oder die sehr emotional wurden. Anschließend reflektierten wir gemeinsam, wie man mit solchen herausfordernden Situationen gut umgehen kann. Es war beeindruckend, wie kreativ und fachkundig die Teilnehmenden ihre Seminare vorbereitet hatten und durchführen konnten.

„Die Herausforderung hat mich wachsen lassen. Ich habe gemerkt, dass ich vor anderen über dieses wichtige Thema sprechen und auch mit schwierigen Situationen umgehen kann. Ich bin mir sicher, dass ich meinen Beitrag in unserer Gesellschaft leisten werde“, sagte eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde.
„Ich war sehr überrascht, wie unterschiedlich alle ihre Themen präsentiert haben. Da haben wir viel voneinander gelernt,“ betonten andere.

Auch wenn diese Weiterbildung nun zu Ende geht, wird die Gruppe in Kontakt bleiben und sich dabei unterstützen, das Wissen über Trauma und seine Folgen zu verbreiten und sich gegenseitig zu stärken. Für uns ist es wunderbar zu sehen, wie unsere Arbeit der letzten Jahre nun hier langfristig Früchte trägt.

Martina Bock