Mit großem Entsetzen und teilweise sprachlos beobachten wir, wie die Spirale der Gewalt in Israel und Palästina seit Wochen eskaliert und bis heute unglaubliches Leid hervorbringt. Als Organisation, die sich seit vielen Jahren mit Trauma- und Friedensarbeit beschäftigt, wissen wir, was Gewalt bei Menschen anrichtet. Gewalt bringt nur Verlierer hervor und sie kann nicht zu einer Friedenslösung führen. Vielmehr hinterlassen Krieg und Gewalt tiefe Spuren, oft über Generationen hinweg. Unsere Sorge und Solidarität gilt den Zivilist:innen, die von dieser Gewalt betroffen sind. Daher appellieren wir an alle politischen Verantwortlichen und die Zivilgesellschaft, sich für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen.
Wir sind seit über 20 Jahren mit Menschen auf beiden Seiten verbunden, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz für Frieden einsetzen. Einige von ihnen geben selbst jetzt die Hoffnung auf eine friedliche Lösung nicht auf. Ein palästinensischer Teilnehmer, dessen Vater jahrelang im Gefängnis saß, rief nach dem 7. Oktober seine israelischen Freund:innen an, um zu fragen, ob sie in Sicherheit sind. Eine israelische Teilnehmerin, deren Vater unter den Geiseln ist, möchte sichergehen, dass es ihren palästinensischen Freund:innen gut geht. Beide möchten sich weiterhin für Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land und gegen Stimmen von Hass und Rache einsetzen. Diese leisen Stimmen der Versöhnung werden aktuell kaum gehört. Aber es gibt sie und wir glauben daran, dass gegenseitiges Zuhören und Anerkennen des Leids dazu beitragen, aus der Gewaltspirale auszusteigen.
Die Menschen in Palästina und Israel brauchen unsere Solidarität und Unterstützung jenseits der vorherrschenden Kriegslogik. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen klären wir weiterhin über die Auswirkungen von Gewalt und Traumata auf und unterstützen Betroffene von Gewalt. Und auch in Zukunft schaffen wir Räume für Verständigung und die Anerkennung des Leids der anderen. Wir stehen für die Überzeugung ein, dass die Menschenleben der Palästinenser:innen und Israelis gleich wertvoll sind und dass der Schutz beider Volksgruppen gleichwertig sichergestellt werden muss. Wir weigern uns, unsere Menschlichkeit zu verlieren und beten gemeinsam mit unseren Schwestern und Brüdern im Heiligen Land für den Frieden. Um es mit den Worten eines Teilnehmers unserer Sommerakademie für interkulturellen Dialog zu sagen: “Und dennoch wähle ich die Hoffnung!” Der Mut dieser Menschen ist außerordentlich. Lassen wir uns von dieser Hoffnung anstecken und ermutigen!
Der Vorstand und das Team der Stiftung Wings of Hope