Vor ein paar Wochen haben sich 23 junge Menschen aus Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Israel, Palästina und Kurdistan-Irak auf die Reise gemacht. Sie haben ihre Familie, Freunde, ihre Jobs oder das Studium, ihr gewohntes Umfeld verlassen und sind nach Ruhpolding gekommen, um an der Sommerakademie für interkulturellen Dialog teilzunehmen. Neue Menschen wurden begrüßt, die Koffer ausgepackt. Gemeinsam haben sie sich auf eine Reise begeben: Auf eine Reise von Erzählungen und persönlichen Geschichten, die durch das eigene Leben, die politischen Umstände aus den Herkunftsländern, traumatische Ereignisse und Leiden geführt hat. Sie haben Momente des gemeinsamen Weinens und Lachens und Umarmungen voller Trost und Halt in neuen Freundschaften gefunden. Und nach einer langen Reise des Dialogs sind sie zu dem Schluss gekommen, dass sie über alle Unterschiede von Herkunft, Religion, Kultur und Sprache hinweg unser gemeinsames Mensch-Sein eint.
Die Sommerakademie für interkulturellen Dialog hat vom 13. – 27. August auf dem Labenbachhof in Ruhpolding stattgefunden. Nach einem ersten Kennenlernen wurde bald darauf schon das Motto der Akademie „Choosing Hope to Inspire Change” künstlerisch von allen Teilnehmenden gestaltet: Eine menschengroße Löwenzahnblume aus bunter Pappe wuchs aus einem Spalt in der Wand in die Höhe. Die fliegenden Samen der Pusteblume sollen die Hoffnung darstellen, die sich in der Welt verbreitet und so in kleinen, fast unsichtbaren Schritten zu Veränderung führt.
Es waren zwei Wochen mit abwechslungsreichem Programm und voller intensiver Begegnungen. In verschiedenen Workshops haben wir uns mit den Auswirkungen von Traumata auf Gesellschaften und Individuen auseinandergesetzt, lernten die Geschichte und Konflikte verschiedener Länder kennen, haben Raum für interreligiösen und philosophischen Austausch geschaffen und neue Wege in der Erinnerungskultur diskutiert. Es entstand ein vertrauensvoller Raum der gemeinsamen Begegnung und des Dialogs. Ein Anerkennen des eigenen Leids und gleichzeitig der Schmerzen anderer. Ein Aushalten, aber auch ein Gehaltenwerden. Eine teilnehmende Person beschrieb es als „eine einzigartige und einmalige Erfahrung in meinem Leben“ an die sie sich noch sehr lange in Dankbarkeit erinnern wird. Und obwohl diese inspirierende und bewegende Zeit nun vorbei ist, bleibt die Hoffnung, dass die neugewonnen Perspektiven und Freundschaften erhalten bleiben. Und wie die Löwenzahnblüte zeigt: Wenn Hoffnung sich in der Welt verbreitet, ist Veränderung nur noch eine Frage der Zeit.