Am 25. und 26. November haben wir ein Seminar zum Thema „Traumasensibilität“ für Verwaltungsmitarbeitende in den sogenannten ANKER-Zentren durchgeführt, an dem 19 Personen teilnahmen. Ziel war es, den Mitarbeitenden der Sammelunterkünfte für Asylsuchende praxisnahes Wissen zum Thema Trauma zu vermitteln, damit sie Geflüchteten besser begegnen können.
Im Seminar lernten die Teilnehmenden, was genau ein Trauma ist, welche langfristigen Folgen es haben kann und welche Erste-Hilfe-Methoden sie in ihrer täglichen Arbeit anwenden können, um Geflüchteten zu helfen, sich sicherer zu fühlen und ihren inneren Stress zu regulieren. Ein zentraler Bestandteil des Seminars war die Einführung in die Psychotraumatologie und das Verständnis für die Folgen traumatischer Erfahrungen, insbesondere im Kontext von Flucht und Folter. Anhand von Beispielen und Übungen wie der „Traumatischen Zange“ konnten die Teilnehmenden nachvollziehen, wie traumatische Erfahrungen das Verhalten und die Wahrnehmung von Geflüchteten beeinflussen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schulung war auch die Vermittlung von Methoden zur Stabilisierung und Stressregulation. In praktischen Übungen lernten die Teilnehmenden, wie sie mit einfachen Methoden der Atem- und Körperarbeit und dem Einsatz von Stressregulationsmaterialien (z.B. Igelball), Soforthilfe leisten können.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv: „Ich fühle mich jetzt sicherer in meinem Handeln; persönlich nehme ich die Atemübungen mit“. Ein anderer Teilnehmer sagte: „Ich fand es sehr interessant, mehr über das Gehirn und seine Funktionsweise zu erfahren. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt mehr Verständnis für die Bewohner unserer Einrichtung habe“.
Das Seminar ist Teil unseres Engagements, das Verständnis für die Erfahrungen von Geflüchteten zu fördern und ein traumasensibles Umfeld zu schaffen. Viele Geflüchtete haben gewaltsame und traumatische Erfahrungen gemacht, die tiefe Spuren hinterlassen haben. Diese Erlebnisse können sich für die Betroffenen und ihr Umfeld in einer Weise äußern, die nur schwer nachvollziehbar ist. Gerade für Mitarbeitende in den ANKER-Zentren, die täglich mit Geflüchteten zu tun haben, ist es wichtig, diese traumatischen Erfahrungen zu erkennen und darauf einfühlsam zu reagieren.
ANKER-Zentren sind Gemeinschaftsunterkünfte für Asylsuchende die nach ihrer Ankunft in Deutschland lange, oft monate- oder jahrelang auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag warten müssen. In diesen Einrichtungen sind die Geflüchteten starken Belastungen ausgesetzt: beengte Lebensverhältnisse, ständige Kontrolle und wenig Privatsphäre. In einem solchen Umfeld ist es besonders wichtig, traumasensibel zu kommunizieren und zu handeln, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
Die Teilnehmenden waren sehr interessiert und engagiert und haben viel aus dem Seminar mitgenommen. Besonders erfreulich war, dass bei dieser Schulung etwa die Hälfte der Teilnehmenden Männer waren – eine tolle Abwechslung, da unsere Seminare sonst überwiegend von Frauen besucht werden.
Die Seminarreihe wird vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration gefördert. Für das Jahr 2025 planen wir sechs weitere zweitägige Seminare in verschiedenen Regierungsbezirken Bayerns. Wir freuen uns auf die Fortsetzung dieser wichtigen Schulungsreihe und sind gespannt auf die Veranstaltungen im nächsten Jahr!
Das Seminar ist Teil unseres Programms zur Vermittlung von Fachwissen zum Thema Trauma. Mehr Informationen über unser aktuelles Seminarangebot finden Sie hier.